--- GESCHAFFT  --- HURRA !!!

 

Nun ist es schon wieder gute zwei Jahre her, dass ich für mich den Entschluss fasste, eine richtige Ausbildung in Richtung „Hundetrainer“ zu machen. Nach Sichtung der unzähligen Angebote entschied ich mich für den Zertifikatslehrgang bei der IHK.

Und so war es Anfang Januar 2010 soweit – ich stand mit meinen „Schulsachen“ nach 25 Jahren wieder in einem Klassenzimmer. Mit dem Inhalt der Schultüte, die ich von guten Freunden zum „Schulanfang“ bekommen hatte, war ich bestens gerüstet für die kommenden Schulstunden.

Als ich den Stundenplan sah kam ich ins Grübeln.

Dort fanden sich Themen zu Marketing, Rechtskunde, Anatomie, Zucht, Haltung, Ernährung, Neurologie, Neurophysiologie, Neurologie des Lernens,

Ernährung, Erste Hilfe , Ethologie, Lernverhalten, Kommunikation und Problemhundverhalten.

Mein erster Gedanke war – wozu braucht man denn bitteschön sowas alles –

ich will doch nur ein paar Hunde trainieren.

Und schließlich war ich kein Anfänger auf dem Gebiet.

Ich hatte bereits mit 4 eigenen Hunden verschiedene Prüfungen erfolgreich absolviert

und einige Hundeführer mit ihren Hunden ebenso erfolgreich auf Prüfungen vorbereitet.

Also so viel brauchte ich doch gar nicht mehr lernen - oder?!?!

Die ersten Unterrichtsstunden, -tage und – wochen vergingen wie im Fluge.

Fachsimpeln mit den anderen Teilnehmern, Lernen für die vielen Klausuren und immer wieder meine Erkenntnis

wie wenig ich bis dato eigentlich über Grundlagen und Zusammenhänge in der Hundeausbildung wußte.

Anatomie, Erkrankungen und die Auswirkungen dieser auf das Training. Ein Hund, welcher nicht völlig gesund ist, kann zwar nach Rücksprache mit dem behandelndem Tierarzt trotzdem am Training teilnehmen, doch erfordert es solides Wissen, um den Hund während des Trainings nicht zu überfordern und auf seine Bedürfnisse einzugehen. Zum Grundwissen eines guten Trainers gehört selbstverständlich auch das Erkennen krankheitsbedingter Wesensveränderungen um adäquat darauf reagieren zu können.

Ernährung – dieses Theoriemodul war für mich eines der interessantesten und informativsten. Neben den Grundlagen rund um die Ernährung stand u.a. die Berechnung von Tagesrationen auf dem Plan, „Deuten“ der Futtermitteldeklarationen auf den Verpackungen und umfassende Infos zu den Vor- und Nachteilen verschiedenster Fütterungsformen. Außerdem wurde ausführlich auf das Zusammenspiel der einzelnen Nahrungskomponenten sowie die Auswirkungen von Fehl- und / oder Mangelernährung eingegangen.

Grundlagen der Genetik, Basics rund um eine hundegerechte Zucht sowie die Vermittlung von Kenntnissen für eine optimale Aufzucht der Welpen wurden ebenfalls in mehreren Modulen sachlich und fachkompetent vermittelt.

Im April 2010 begannen dann auch die ersten Praktika.

Denn nicht nur theoretisches Wissen stand auf dem Stundenplan –

sondern viele, viele Praktikumsstunden in anderen Hundeschulen unter der Anleitung und dem wachsamen Auge erfahrener Trainer.

Mit sachlicher Kritik, etwas Lob (löblich, löblich :-) ) durch die Trainer, interessanten Vorschlägen und Anregungen ihrerseits sowie den Tricks und Kniffen, welche ich mir von ihnen abluchste, brachte mich jedes dieser Praktika vorwärts.

Nicht zu vergessen natürlich auch die abendfüllenden Gespräche mit anderen Teilnehmern via Skype zum Erarbeiten von Trainingsplänen und dem Erstellen von Tages- und Wochenberichten.

Aber nicht nur andere Hundebesitzer wurden trainiert – auch wir als Teilnehmer mußten ran.

In Praxiseinheiten probierten wir die verschiedensten Lernmethoden mit dem eigenen und fremden Hunden.

Hier konnten wir Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Trainingstechniken „hundenah“ erfahren.

Absolut genial waren unter anderem auch die stundenlangen Videoanalysen mit der Gruppe,

in der wir das Verhalten von Hunden beobachteten.

Nach dem Betrachten des Filmes wurden die jeweils gezeigten Körpersignale aufgelistet,

diskutiert und versucht das gezeigte Verhalten einzuordnen.

Am Beginn des Seminares dachte ich, ach alles ganz einfach – aber Pustekuchen.

Vorgefertigte Meinungen und Schubladendenken sind bei Verhaltensanalysen völlig kontraproduktiv.

Doch nach 6 Tagen hatte auch ich (mal wieder) enorm dazugelernt und wichtiges Rüstzeug mit auf den Weg bekommen.

Den Praxisteil absolvierten wir im Eberswalder Zoo am Wolfsgehege und bei der Beobachtung unserer eigenen Hunde,

für die dieser Ausflug natürlich auch etwas nicht alltägliches war.

Aber nicht nur Hunde wurden beobachtet, sondern auch die Zweibeiner.

Kommunikation – ein enorm wichtiger (und oftmals unterschätzter) Bestandteil der ganz normalen Hund – Mensch – Beziehung.

Videoaufnahmen, welche von Hundeführern und ihren Hunden während des Trainings aufgenommen wurden,

wurden anschließend mit diesen ausgewertet um ihnen ihre (oftmals) unbewußte Kommunikation

und deren Wirkung auf den Hund zu verdeutlichen.

Die positiven Auswirkungen solcher besonderen Trainingsangebote,

konnte ich nach solch einer Veranstaltung in meiner Trainingsgruppe ebenfalls beobachten.

Auch die Hundeführer gaben ein durchweg positives Feedback ab.

Einen Bericht dazu finden Sie unter

"Theoretisch"

Und zwischendurch war immer pauken angesagt.

Denn jedes einzelne Theoriemodul wurde mit einer Klausur beendet.

Aber zum Glück gab es liebe „Daumendrücker“ in meinem Umfeld und so konnte ich alle Klausuren erfolgreich ablegen.

Nun habe ich es fast geschafft – eine Prüfung liegt noch vor mir.

Ich habe in der Zeit von vielen alten „Zöpfen“ Abschied genommen.

Ausbildungsmethoden, die ich früher völlig „normal“ in der Hundeausbildung fand,

wurden nun durch sachliche und fachkompetente Wissensvermittlung zu unzweckmäßigen und unnützen Techniken.

Ich habe mittlerweile das notwendige Rüstzeug bekommen um Hundeausbildung

nach den derzeitig neusten Erkenntnissen und Lernmethoden durchzuführen.

Konsequenz, Geduld und Flexibilität sowie Sachverstand – dies ist die Basis für verantwortungsvolle Hundeausbildung.

Sinnvolles belohnen statt bestechen – Köpfchen statt Cateringstation.

Schnauzengriff und Alphawurf gehören nicht in die Mensch – Hund – Beziehung,

sie schaffen keine Rangordnung, sondern zerstören höchstens das Vertrauen des Vierbeiners.

Stachel und Würger gehören heutzutage in den Mülleimer und nicht an den Hals eines Hundes.

Wer daran immer noch festhält, kann einem nur leid tun.

Denn diese Menschen haben den Hund und seine hochsozialen Verhaltensweisen nicht verstanden.

„Einen Hund erzieht man mit Verstand und Herz!!“

dieser Aussage von Roger Abrantes kann ich nur zustimmen.

Die Ausbildungstechnik gibt es nicht, denn so facettenreich wie unsere Hunde, ist auch jeder einzelne Besitzer.

Demzufolge muß ich als Trainer nach einer sorgfältigen Verhaltensanalyse die für das jeweilige Team passende Lernmethode finden und ihnen diese dann auch kompetent vermitteln.

Ziemlich am Anfang der Ausbildung wurden wir in einem Seminar gebeten uns kurz vorzustellen, unseren bisherigen Werdegang und unsere momentane Tätigkeit im Bereich der Hundeausbildung zu schildern.

Als ich fertig war, sagte jemand in die Stille - „Man bist du bescheuert!“.

Nach heißer Diskussion mußte ich allerdings erkennen – Recht hatte er!!!

Die zeitaufwendige ehrenamtliche Tätigkeit war größtenteils reine Energieverschwendung

und hielt wirklich Interessierten meine Ressourcen vor.

Dies war für mich das Tröpfchen, welches den Anstoss gab,

schon längst überfällige Entscheidungen bezüglich meines Ehrenamtes zu treffen.

Umdenken, mich weiterentwickeln und unbequeme Wege gehen – statt Stagnation und Frustration.

Prioritäten setzte ich nun endlich wieder auf die Arbeit mit Problemhunden sowie Menschen und Hunden,

die sich auf Hundeschule freuen und immer noch etwas dazu lernen möchten.

Auch wenn der Aufwand für die Veranstaltung von besonderen Seminaren und Sondertrainingskursen deutlich höher ist,

so ist doch auch der Gewinn der Teilnehmer höher.

Was unbezahlbar ist, sind die neuen Bekanntschaften und Freundschaften, die ich in dieser Zeit schloß.

Ich freue mich sehr, dass ich einige von Ihnen im September wieder sehen werde.

Sommerpause gibt es nicht und so heißt es weiter lernen, üben und ausprobieren.

Mir macht es immer noch viel Spaß – die ganze Sache war eine gute Idee :-) !!!

Nun beginnt der Endspurt und ich hoffe, dass ich auch diese letze Hürde noch meistere

und die Ausbildung erfolgreich abschliessen kann.

 

 Vielen lieben Dank an alle Daumen- und Pfotendrücker

Heute war der Tag X - die praktische Prüfung - sozusagen die letzte Hürde auf dem Weg zum Abschluß.

Die 3 anderen Prüfungsbereiche  das Beratungsgespräch, den Kurzvortrag und die Videoanalyse hatte ich im Mai schon erfolgreich absolviert.

Mit unbekannten Hunden, deren Besitzern und 3 Prüfern im Nacken mußte eine 15 minütige Trainingseinheit abgehalten werden.

Das Thema wurde 1 Woche vorher bekanntgegeben, so dass man den Trainingsplan dazu erarbeiten und sich mental drauf vorbereiten konnte.

Bewertet wurden dann der Trainingsplan, die Fachkenntnisse, die Vermittlung selbiger,

die Gestaltung der Einheit und der Umgang mit den Mensch - Hund - Teams.
Nach Ablauf der Zeit wurde man vom Platz geschickt und die Prüfer befragten zuerst die Kunden,

dann erfolgte die Auswertung der Prüfer untereinander.


In der Zwischenzeit habe ich mindestens 5 neue graue Haare bekommen

und mein Blutdruck war bestimmt jenseits jeglicher Meßskala.

Wir waren eine tolle Seminargruppe und

so haben heute alle miteinander gefiebert, gehofft, gebangt, getröstet und gejubelt.

Tara - hier ist er  - ich bin mega, mega happy und total fertig!



Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich es nun hinter mir habe, andererseits werde ich die gemeinsamen Tage im Seminar doch etwas vermissen -

aber gute Freunde sind ja nicht aus der Welt.

Wir treffen uns ab und an mal und im nächsten Jahr werde ich als Daumendrücker den Lieben zur Seite stehen, die dies heute für mich gemacht haben
   Und nun stoße ich mit meiner Familie drauf an - schließlich mußten sie eine Menge ertragen.

 

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